Theater und Film

 

Theaterfilme sind ein genuines Kinogenre. Spätestens seit D.W.Griffith ist das Theater in vielfältigen Variationen ein attraktives Sujet des fiktionalen Films - von TO BE OR NOT TO BE (1942) bis STAGE BEAUTY (2004) oder BLACK SWAN (2010), aber auch der Dokumentarfilm befasst sich häufig mit diesem Thema. Es sind zumeist Filme, die die Theaterarbeit zum Gegenstand haben oder nach dem Muster des Künstlerporträts gestaltet sind. Am Bekanntesten sind Filme wie LA MOINDRE DES CHOSES [1997] und QUI SAIT? [1999] von Nicolas Philibert, DIE SPIELWÜTIGEN (2004) von Andres Veiel, und drei Filme des derzeit wichtigsten Dokumentaristen, Frederic Wiseman, BALLET (1995), LA COMEDIE FRANÇAISE OU

L‘ AMOUR JOUE (1996), LA DANSE – LE BALLET DE L’OPÉRA DE PARIS (2009). Vor allem das Geschehen hinter den Kulissen hat die Zuschauer immer brennend interessiert, das nach außen hin Unsichtbare des Theaters, als würde mit jedem Film, der die Theatermacher bei ihrer Arbeit beobachtet, ein neues Geheimnis gelüftet. 

 

Aussagen aus dem Film

  

Nicholas Ofczarek 

Na ja, ich finde einfach Proben tun sehr weh, mir tun Proben sehr weh, weil ich weiß, einerseits dass es ganz wichtig ist, Irrwege zu gehen und falsche Wege und Fehler zu machen, und andrerseits nervt mich das, verletzt mich, macht mich unsicher, andrerseits ist es notwendig… von einem falschen Weg ist auch was richtiges dabei und das ist dann beim Spielen schon hilfreich. Letztlich geht es ja darum, dass du beim Proben zu viele Wege gehst, dass du dann in einen Zustand von Freiheit gelangst. Dieses nicht so gerne Proben und dieses sich ausgeliefert Fühlen, da passiert dann auch so etwas wie die Diskrepanz zwischen Disziplin und Exzess. Es ist schwer auszuhalten für mich.  

Ich mag den Beruf manchmal gar nicht, vor allem die Umstände, das Rundherum und wenn es in eine Leichtigkeit geht, kann das eine unglaubliche Schönheit haben, die ich aber nicht als Sucht bezeichnen würde, sondern - also ich sehe das jetzt alles nicht so romantisierend, das ist ein relativ harter Beruf, der sehr, wunderschön sein kann,  selten, und wenn, dann will man in diesem Zustand wieder gelangen, weil es halt so schön ist, es ist nur sehr selten so. 

 

Ich habe eine Zeit lang gedacht, der einzige Grund, warum ich diesen Beruf mache, ist Verstellung, und Enthüllung durch Verstellung habe ich lange Zeit betrieben. Ich denke, letztlich bedeutet es, dass man Anteile einer Figur oder Situation - weil im Prinzip spielt man ja keine sogenannten Figuren, das wäre ein sehr autistischer Vorgang, sondern man versucht Situationen zu spielen, mit Partnern, die einen gewissen Wiedererkennbarkeitseffekt beim Publikum haben.  Nur dann kann sich das Publikum tatsächlich wiedererkennen, wenn ich selbst einen Erkenntnisprozess auf der Bühne durchlaufe, und je mehr man das an sich ranzieht, desto mehr enthüllt es, ob ein Stück hundert Jahre alt, zweihundert, ein neuzeitliches, ein gegenwärtiges Stück ist, was übers Menschsein - und das denke ich, hat Max Reinhardt auch gemeint. Dass es nicht drum geht, in eine Verfremdung oder eine Distanz zu gehen, sondern in eine absolute Nähe, eine intime Nähe.

 

Also wenn ich keine Leidenschaft mehr empfinden würde für dieses Theater und dieses Haus, wäre ich nicht mehr hier. Das gleiche gilt für den Beruf an sich. Wenn ich dafür keine Leidenschaft empfinden würde, dann darf man ihn nicht ausüben, dafür ist er zu anstrengend und zu schwierig und zu schön und zu wichtig. Also ich empfinde eine sehr große Leidenschaft und ich empfinde auch eine gewisse Verantwortung für dieses Haus. Das ist eher gewachsen, weil ich langsam akzeptieren kann, dass ich hier bin. Das konnte ich lange nicht, weil ich mir nie genügt hab oder mich nicht für genügend empfunden habe, an diesem Haus sein zu dürfen. Dieses Damoklesschwert - es ist jetzt nicht mehr da, aber bequem bin ich nicht geworden mir selbst gegenüber, ich fordere mich immer noch, sehr sogar, es ist eher mehr Leidenschaft, als es war.

 

Katharina Lorenz

Ich finde das gar nicht so einfach, also das kommt so well-made geschrieben daher... das ist umso schwieriger das zu sprechen, und dann noch auf der großen Bühne. Im Burgtheater braucht man immer irgendwie eine Überhöhung oder irgendwas, das das trägt. Man kann nicht einfach nur so Konversation führen. Es geht ja auch darüber hinaus, die verhandeln ja Dinge, die man  ja wie in einem Versuchslabor betrachten könnte. Da so eine Gradwanderung zu finden zwischen  einer Ausgestelltheit und gleichzeitig Normalität, das ist nicht so einfach  - auch von der Thematik, dass es eine Leichtigkeit hat und gleichzeitig auch Riesenthemen verhandelt werden. Ich kenn das, als ich jünger war, habe ich viel weniger nachgedacht, da hatte ich viel weniger Angst oder mir viel weniger Schranken gesetzt, so oder so muss es sein, das darf es auf keinen Fall haben, so darf ich jetzt nicht sein. Und je älter man wird, bei mir ist es auf jeden Fall so, baut man immer mehr Regeln oder Ängste auf, das merke ich. Ich will, dass das nicht so überhand nimmt. Man kriegt zwar einen anderen Blick, wenn man älter wird, man  reflektiert anders, und es bringt einen auch an andere Punkte, aber es ist schon wichtig, aber auch schön. Mir macht es große Freude, wenn du es auch zulässt. Wenn man etwas nicht weiß und wenn man sich dann auf diese Reise begibt, dann Dinge herausfindet wie jetzt bei dem „Hotel Europa“, wo wir alle zu fünft, das haben wir fast alleine  geschrieben, aber improvisiert - ganz viel. Und haben dann dieses Stück auf die Beine gestellt. Und das ist wirklich so ein Glücksgefühl, wenn es wirklich dann zu so einer Aufführung kommt, dass die Leute auch berührt sind, da stehen Alt und Jung… das bringt sie zum Nachdenken  und sie sind gerührt - und das finde ich, sind so tolle Momente. Da weiß ich dann, warum ich diesen Beruf mache, ob das dann Schauspiel ist... Ich weiß im Moment, warum ich das mache, und das ist wirklich nicht so oft.

 

 

Fabian Krüger

Ja, ich spiele ein Stück immer wieder oder ich darf es immer wieder proben, bis ich irgendetwas rausgefunden habe. D.h. ich kann die Zeit immer wieder zurückdrehen. Ich glaube, das mag ich nach wie vor. Es ist irgendwie so, dass ich mich nicht festlegen muss und dass ich nicht beim ersten Mal alles richtig machen muss. Das wäre nicht mein Ding. Beim Schauspiel habe ich diese Variante, dass ich da immer irgendwohin kann, bis mir fad wird oder bis ich denke, ja, damit bin ich vorerst zufrieden, und ich bin nicht so verantwortlich für mich. Es ist ein Autor, es sind viele dran, eine große Familie ist dafür zuständig, dass ich dies oder das oder der sein darf und das gefällt mir hier an diesen vielen Leben, die ich hier als Schauspieler machen darf.

 

Christoph Radakovits

Klar, ich kann jetzt so Worte finden, wie ich suche nach einer Wahrheit, Ehrlichkeit oder sonst irgendetwas, aber mehr liegt der Wert schon so im Suchen für mich. Ich finde Theaterspielen das ist eine sehr schöne Art und Weise, das zu machen, oder eine, die mir entspricht, auf jeden Fall.

 

Kostümbildnerin Heidi Hackl

Also bei „Geächtet“ gibt schon mal ganz viel die Bühne vor, dadurch dass es sehr reduziert ist: Weiß mit diesen leichten Grautönen. Klar, man darf nicht zu schlammige Töne nehmen. Bei den Farbtönen darf man nicht zu lasch sein, sonst heben sich die Figuren nicht ab, und dann würde es nur zu viele dunkle Leute geben, dann würden sie sich gegen den Hintergrund nicht abheben, d.h. es gibt zwei Parameter, die sind schon mal da durch die Farbe. Dann dadurch, dass es so reduziert ist, sind die Figuren sehr ausgestellt, d.h. jeder Fehler brüllt. Also wenn man jetzt zu viel macht, zu viel dekoriert, zu viel Einfälle und Ideen hat, dann funktioniert das nicht mehr, dann sind das ausgestellte Schaufensterpuppen und trotzdem muss es aber diesen Unterschied geben zwischen gestalteter Realität und zufälliger Realität, die man auf der Straße sieht, und das muss es erfüllen.

   

Billeteur Schmoll

Missfallen tut mir, wenn  die Leute an der Garderobe drängen, so dass ich nicht weiß, wie ich sie hantieren soll. Es ist sehr lustig, wenn es nur Wiener sind und ich versuche, sie zu ordnen, das funktioniert nicht. Die Wiener wollen das Chaos. Sind viele Touristen aus Deutschland da, da brauche ich nur zweimal etwas zu sagen und sie stehen in Reih und Glied, und das gefällt mir natürlich besser.